Eine nur allzu bekannte Situation: Der Kunde hat ein Problem, welches er mit einer Software lösen möchte, ist sich aber unklar darüber, wie eine Umsetzung aussehen könnte. Wie kommt man nun von diesen vagen und unklaren Anforderungen zu praktikablen Sprints? Wer los geht, ohne überhaupt das Ziel zu kennen, wird nicht ankommen und auf dem Weg auch unnötig Ressourcen verschwenden.
Was hier hilft, ist ein Design Sprint Workshop, um in kürzester Zeit folgende Dinge abzuklären:

  • Technische Umsetzung – Realisierbarkeit, Einfachheit, Build vs Buy
  • Aufwand – Ist die Umsetzung im definierten Rahmen (Zeit, Budget) möglich
  • Verständlichkeit – Versteht der Endnutzer das Feature/Produkt, wie steht es um die User Experience/Usability
  • Akzeptanz aller involvierten Abteilungen – Entwickler, Designer, Product Owner und Kunden erarbeiten gemeinsam eine Lösung

Was ist ein Design Sprint Workshop eigentlich?

Ihre Ursprünge hat die Methode im Google Ventures Programm, entwickelt von Jake Knapp, um Startup Ideen in kürzester Zeit voranzutreiben.

Dabei geht es um das gemeinsame Erarbeiten von Lösungsansätzen, alle Fachbereiche sind z.B. in die Erstellung des neuen Features eingebunden. So werden alle Sichtweisen miteinbezogen. Dies stärkt die Motivation, den Zusammenhalt und steigert somit auch die Qualität des Projektes.

Beim idealtypischen Ablauf kommt ein interdisziplinäres Team für fünf Tage zusammen, um gemeinsam – in einem am Design-Thinking-Konzept angelehnten Prozess – an einer Problemstellung zu arbeiten. Dabei ist jeder Workshoptag durchgeplant und hat ein klares Tagesziel – ebenso gibt es pro Tag klare Zeitfenster für bestimmte Schritte. Endlose Diskussionen werden somit ganz nebenbei im Keim erstickt, denn man bewegt sich in einem engen Zeitrahmen mit klarer Zielsetzung.

Im ersten Schritt geht es darum, das Problem für alle klar und erfassbar zu machen, es sozusagen „auszudefinieren“. Danach werden Ideen gesammelt, Einsichten aufgedeckt, schlussendlich werden Prototypen ausgearbeitet, um diese dann gemeinsam mit dem Kunden zu testen und zu evaluieren.

Wie bereits angemerkt, dies ist der idealtypische Ablauf. Aus unserer Sicht bedürfen individuelle Problemstellungen aber auch einer individuellen Herangehensweise. Darum sehen wir Design Sprints als ein flexibles Konstrukt, dessen Umfang sich den aktuellen Gegebenheiten anpasst. Manchmal können auch schon ein- oder zweitägige Workshops entscheidende Ergebnisse bringen, die dich, dein Team und vor allem euer Projekt entscheidend voranbringen.

Wann ist ein Design Sprint Workshop das richtige Instrument für meine Problemstellung?

Wenn dein Problem sehr vage, unscharf, unklar, komplex und umfangreich ist – genau dann ist ein Design Sprint Workshop das ideale Instrument für dich. Hast du andererseits bereits ein sehr konkretes Projekt, das schon einen vorgegebenen Lösungsweg hat, ist es aus unserer Sicht nicht der richtige Ansatz.

Vielseitig einsetzbar können Fragestellungen zu Web- & App-Design, über Business Model Entscheidungen, Brandingfragen bis hin zu Requirementdefinitionen erarbeitet werden. Ein Design Sprint ist in den verschiedensten Projektphasen hilfreich, aber es gibt natürlich Zeitpunkte, für die er sich besonders gut eignet. Zum Start eines neuen Projekts sowie bei der Erarbeitung eines neuen Features in einem bestehenden Projekt. Oder immer dann, wenn die User-Sicht nicht genügend Einfluss in ein Projekt nimmt.

Aber so ein Design Sprint Workshop ist doch viel zu teuer für mein Projekt!

Zugegeben, mehrere Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen für bis zu fünf Tage abzustellen, ist ein nicht unwesentlicher Kostenpunkt für dein Projekt. Andererseits wird es viel teurer, wenn man langwierig an einer Idee arbeitet, deren Outcome dann am Usernutzen vorbeientwickelt wurde.

Der Design Sprint Workshop als Teamspirit Booster!

Gemeinsam ist DAS Keyword beim Design Sprint. Mittlerweile sollte hinlänglich bekannt sein, dass Diversität Projekte auf verschiedensten Ebenen positiv beeinflusst. In der kurzen Zeit wachsen wir zusammen, schauen gemeinsam in eine Richtung, haben ein klares Ziel vor Augen. Und haben vor allem gemeinsam den Lösungsansatz entwickelt, niemand wurde übergangen: Jeder Idee und Meinung wird Gehör geschenkt. Man schafft in kürzester Zeit eine Lösung, hinter der das gesamte Team steht.

Wie geht es nach dem Design Sprint weiter?

Ziele definieren und Team zusammenschweißen, alles schön und gut. Aber du fragst dich jetzt sicher, wie komme ich vom Outcome des Design Sprints zum produktiven Code?!

Nach der Evaluierung des Prototypen gemeinsam mit den Endusern wird entschieden, ob das Feature bzw. das Produkt die zuvor definierten Zielsetzungen erfüllt. Sollten nun doch noch kleinere Designanpassungen nötig sein, kann der Designer diese selbständig durchführen. Danach folgt ggf. eine erneute Evaluierung.

Kommt man an diesem Punkt jedoch zum Ergebnis, das größere Änderungen am Prototypen nötig sind, kann ein erneuter Design Sprint durchgeführt werden. Und die jüngsten Erfahrungen/Erkenntnisse können dort miteinbezogen werden.

Die Devise lautet immer „Fail fast“. Auch wenn das Ergebnis des Design Sprints nicht den Erwartungen entspricht, hat man damit keine Zeit in der eigentlichen Entwicklung „verschwendet“. Denn in der eigentlichen Entwicklung kann der personelle und somit auch finanzielle Aufwand schnell einmal in das Vielfache eines Design Sprints gehen.

Im Gegenteil, man hat nach einem kurzen Workshop sofortiges Feedback und entlastet damit das Entwicklungsteam. Ganz nebenbei beugt man so auch Demotivation im Team vor. Denn wenn ein Feature immer und immer wieder neu entwickelt werden muss, weil es nicht den Anforderungen gerecht wird, kann das schnell zu Frust im Team führen.

Sofern der Output des Design Sprints die Erwartungen erfüllt, bildet dieser die Basis des SCRUM Teams. Der Product Owner kann nun mit den Entwicklern in den Backlog Refinements das Product Backlog vorbereiten. Das gesamte Design wird hier noch einmal in kleinere Teile (User Stories, Tasks) aufgeteilt. Im Regelfall kommt es in der Entwicklung nun nur mehr sehr selten zu Komplikationen, denn Teile des Entwicklerteams waren am Design Sprint aktiv beteiligt und haben dort bereits mögliche Problemfelder beseitigt.

Fazit

Ein Design Sprint Workshop kann dir dabei helfen, die typischen Fehler in der Softwareentwicklung zu umgehen:

  • Nie mehr Zeit mit endlosen Anforderungsdefinitionen verschwenden
  • In kürzester Zeit Ideen visualisieren und validieren
  • Erfolgschancen und mögliche Risiken frühzeitig erkennen
  • Akzeptanz bei allen involvierten Abteilungen schaffen – Lösung gemeinsam erarbeiten

In meinem nächsten Artikel berichte ich darüber, wie wir bei Guid.New das Konzept "Design Sprint Workshop" einer Praxisprobe unterzogen haben. In einem bewusst auf zwei Tage begrenzten Workshop, wurden Kreativtechniken erprobt und neue Denkansätze entwickelt. Erfahre mehr über unsere Learnings und wie auch dein Projekt davon profitieren kann.